Vor allem im Sommer gibt es Gewitter mit Starkregen, Hagel und heftigen Windböen und auch der Herbst wartet hier im Norden oft mit Stürmen auf. Und diese besonderen Wetterlagen sorgen für Gefahren auf den Schienen.
Starkregen, Hagel und schlechte Sicht
Durch Starkregen und Hagel droht zwar in der Regel keine unmittelbare Gefahr – anders ist es, wenn ein Baum auf dem Gleis liegt – doch kann die Sicht auf die Strecke massiv eingeschränkt sein.
Das wird vor allem dann zum Problem, wenn der Zug bei hohen Geschwindigkeiten von bis zu 160 km/h signalgeführt unterwegs ist. Denn dann benötigen die Lokführerinnen und Lokführer unbedingt freie Sicht auf die Strecke, um die Signale, die ihnen die Fahrt erlauben oder verbieten, zweifelsfrei zu erkennen. Ist ihnen das nicht möglich, dann dürfen und müssen sie nach eigenem Ermessen die Geschwindigkeit entsprechend anpassen.
Wenn der Zug aber über eine Anzeige im Führerraum die Erlaubnis zur Fahrt erhält, dann kann trotzdem sicher bei voller Geschwindigkeit gefahren werden.
Unwetter mit starken Windböen und (Herbst-)Stürme
Windige Wetterlagen sind nicht unbedingt problematisch für unsere Züge selbst, denn sie sind schwer genug, um nicht davongeweht zu werden. Probleme gibt es aber häufig von Seiten der Infrastruktur – und da vor allem im Zusammenhang mit Bäumen und Geäst links und rechts der Gleise.
So können Äste vom Baum gelöst und in die Oberleitung geweht werden. Dort können sie für Kurzschlüsse sorgen oder sich in den Stromabnehmern der Loks verfangen und die Oberleitung von den Auslegern reißen. Die Oberleitung kann dann auf die Gleise fallen und so zu größeren Schäden führen. Die Oberleitung führt 15.000 Volt! Wenn sie herunter kommt, verlasst den Zug niemals unaufgefordert! Unser Personal ist für solche Fälle geschult und wird die entsprechenden Maßnahmen ergreifen.
Wenn die Oberleitung repariert werden muss, ist das immer sehr aufwändig. Eine kaputte Oberleitung kann zu einer teils tagelangen Sperrung von Strecken oder einzelnen Gleisen führen.
Weiterhin können ganze Bäume auf die Gleise kippen und nicht nur die Oberleitung herunterreißen, sondern auch ein gefährliches Hindernis für herannahende Züge darstellen. Wir fahren mit 160 km/h durch den Norden, ein Baumstamm auf den Gleisen kann Züge unter Umständen zum Entgleisen bringen und bringt alle Menschen im Zug in akute Gefahr.
Wenn es die Wettersituation erfordert, kann durch den Infrastrukturbetreiber angeordnet werden, dass nur noch mit 80 km/h gefahren werden darf.
Umgekehrt dürfen wir als Eisenbahnunternehmen auch entscheiden, nur noch mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren. Das gilt dann für alle unsere Züge auf den betroffenen Strecken. Unsere Lokführerinnen und Lokführer können natürlich auch im Falle eines Sturmes selbstständig entscheiden, ihre Geschwindigkeit entsprechend zu reduzieren, wenn sie der Ansicht sind, dass es unmittelbar der Sicherheit dient.
Bahn vs. Auto – Bremswege ungleich länger
Wer einen Führerschein hat und Auto fährt, passt seine Fahrweise auch den Witterungsbedingungen an. So machen wir das bei der Eisenbahn auch. Doch bei uns ist noch einmal doppelte Vorsicht geboten, denn der Bremsweg eines Zuges ist ungleich länger.
Um dies zu verdeutlichen, haben wir einmal die Bremswege verglichen. Als Zustand haben wir eine Bremsung von 160 km/h auf 0 km/h bei trockenem Wetter angenommen.
metronom Betriebsbremsung | metronom Schnellbremsung | Auto normale Bremsung | Auto Notbremsung |
ca. 1500 Meter | ca. 750 Meter | ca. 300 Meter | ca. 180 Meter |
Wir hoffen, ihr könnt nun etwas besser nachvollziehen, warum es bei Sturm oder besonderer Witterung manchmal etwas gemächlicher zugeht und es dadurch zu Verspätungen kommt. Sicherheit geht vor Pünktlichkeit – da gibt es keine Ausnahme!
Berechnung PKW https://www.wirkaufendeinauto.de/magazin/bremsweg-rechner/
Berechnung Zug (BR 146 + 6 Doppelstockwagen + Steuerwagen, Bremsstellung R+Mg, trockene Schienen, kein Gefälle) https://www.bahntechnik-bahnbetrieb.de/verzoegerungsrechner/