Mit den Laternen ins Gespräch zu kommen, war gar nicht so einfach. Nach einem kleinen Stadtbummel gönne ich mir ein paar Celler Würstchen und gehe dann in Richtung Rundestraße. Tatsächlich stehen sie da im Halbkreis. Eine leicht gekrümmte mit Gehstock, eine kleine, eine hat einen Hut auf, eine ist ganz dick und eine besonders lang.
Ich stelle mich in die Mitte. Nichts. Setze mich auf die Bank. Kein Wort. Ich winke und tänzele zwischen den Laternen. Eine Taube fliegt auf ein Dach und gurrt mich vorwurfsvoll an. Doch die Laternen schweigen weiter. Ich schaue mich um. Auf der Dicken steht: Sprechzeiten 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18:30 Uhr. Ein Blick auf die Uhr. Es ist 13:05 Uhr. Echt jetzt? Dass sprechende Laternen Mittagsschlaf halten, damit habe ich nicht gerechnet.
Um 15 Uhr komme ich zurück. „Moin! Halloho! Ja, in Celle sprechen die Laternen und ich muss Ihnen mal ganz ehrlich was sagen. So wie Sie hier die Straße längs schreiten, könnten Sie glatt Model sein. Mein lieber Scholli!“
Okay, das kann nur von einer Laterne kommen. Und tatsächlich: Die Glühbirne im Kopf des „Langen Lulatsch“ leuchtet auf.
Als nächstes spricht die Oma über die guten alten Zeiten, als Kutschen durch Celle klapperten. Es entsteht ein Gespräch zwischen den Laternen. „Gerlach“, dessen Stimme ich als Krümelmonster aus der Sesamstraße kenne, hat gesehen, dass auch heute noch Kutschen mit Touristen durch die Altstadt fahren. Der kleine Jonas vermutet, dass die langsame Post noch immer mit Kutschen unterwegs ist. Und Herr Westphal, der Besserwisser, startet einen Monolog über das Landgestüt in Celle. Ha! Das kenne ich! Das habe ich während der Mittagspause der Laternen besucht und gebe im August an dieser Stelle einen Tipp für einen Ausflug, bei dem die stolzen Hengste in der Heide bestaunt werden können.
Zwischen den Gesprächen schweigen die Laternen drei Minuten lang, bevor sie mit dem nächsten Thema anfangen. Passanten erfahren hier Wissenswertes über die Religionen in Celle, wann das erste Haus hier gebaut wurde und geben Tipps, was sie in Celle unbedingt anschauen sollten.
Manchmal werden sie sogar ein bisschen frech: „Sach ma, Gerlach, stört es die Leute, die sich neben dich stellen eigentlich, dass du so viel Schatten spendest?“ Der dicke Gerlach kann diesen Spaß aber gut verstehen. Schließlich hat dieser „Körper“ ihn bei der Weihnachtsmann-Meisterschaft weit kommen lassen. Dieses Event wurde viermal in Celle ausgetragen, von 2006 bis 2009. Auch wenn es jetzt kein „Santa Casting“ mehr gibt, freuen sich die Laternen auf Glühbirnenpunsch in der Weihnachtszeit auf dem Weihnachtsmarkt in Celle.
Wenn du die Laternen in Celle auch einmal besuchst, kann es sein, dass du die eine oder andere Stimme kennst. Oma Lilo wird von Lilo Wanders gesprochen, Jonas aus Celle hat sich beim Casting durchgesetzt. Stephan Westphal von NDR 2 ist der „Besserwisser“ mit dem Hut auf, der „Lange Lulatsch“ Olli wird von Oliver Vollmering von SAT.1 gesprochen und der dicken Laterne hat Gerlach Fiedler seine Stimme geliehen, der auch das Krümelmonster aus der Sesamstraße synchronisiert.