Bild: Julia St.-Böthig
Ausflugstipp

Ein Viertel für Kunst, Genuss und Kultur in Bremen

Villen, Graffiti-Kunst, Feinkost und Rollo-Läden prägen das Stadtteilbild hinter dem Weserdeich im Quartier zwischen Ostertor und Steintor in Bremen. „Das Viertel“ bietet Kunst, Kultur, individuelle Shoppingmöglichkeiten und eine bunte Mischung der Bremer-Esskultur…

„Wir machen dich dick, betrunken und glücklich“, steht da mit Kreide geschrieben auf der Tafel. Was für ein Versprechen! Die Heimathaven Manufaktur liegt direkt am Ostertorsteinweg in einer mehr als einhundert Jahre alten Jugendstil-Villa, in einem Geschäft, das bereits seit 1874 einen Colonialwarenladen im Erdgeschoss beherbergte. Das Interieur im Heimathaven stammt aus dem Jahr 1903 und ist mittlerweile denkmalgeschützt.

Bild: das historische Interieur des Heimathaven Bremen
Wie eine kleine Zeitreise: ein Besuch im Heimathaven (Bild: Julia St.-Böthig)

In den deckenhohen Regalen finden sich Delikatessen, Spirituosen, Craft Beere, Geschenke, Süßwaren, Kaffee und Tee. Die Spezialität: eine Karamellcreme in drei verschiedenen Sorten. Die „gemeine“ mit einem Hauch von Meersalz, die „sündige“ mit Schokolade und die „aufregende“ mit „Espresso“. „Die stellen wir selbst her“, sagt Inhaber Sascha Mühlenbeck. „Ebenso wie die selbst gemachten Fruchtaufstriche und die eigenen Teemischungen, kommt alles ohne Zusatzstoffe, Aromen oder Konservierungsstoffe aus.“ Der Gastronom betreibt mit seiner Partnerin Nadine Niebank noch einen Heimathaven Deli in Oldenburg. Dort bekommt man die Produkte aus der Heimathaven Manufaktur auch serviert. Den Kaffee aus der Bremer Rösterei Kalle kann man aber gleich um die Ecke ein paar Meter weiter trinken. In einer kleinen unscheinbaren Seitenstraße liegt die Rösterei. Ein paar Sitzgelegenheiten draußen, vor den mit Graffiti besprühten Wänden, drinnen lediglich drei Tische. Glück hat der, der einen Platz ergattern kann, denn der Kaffee ist großartig!

Rollo oder doch Döner?

Die bremische Spezialität ist der Rollo. Ein Fladenbrot mit Gemüse und diversen Soßen. Im „Viertel“ muss man nicht lange nach der Spezialität suchen. Nahezu jedes Café, jedes Restaurant und eigentlich alle Dönerläden bieten Rollos an, die irgendwie doch stark an Dürüm-Döner oder Lamacum erinnern. Schmecken tun die gefüllten Teilchen allemal. Dass die jedoch eine Bremer Spezialität sind, leuchtet nicht so ganz ein.

Generell ist das Angebot an Bars, Cafés, Kneipen, Bistros, Restaurants und Feinkostläden groß. Mehr als 300 finden sich im Viertel. Dazu kommen noch diverse Wochenmärkte, die gleich an mehreren Tagen an unterschiedlichen Stellen im Viertel von Obst über Gemüse, und Blumen bis zu Fleisch- und Wurstwaren, Käse und viele andere Spezialitäten anbieten.

Kunterbuntes Viertel

Was auffällt: Graffiti-Kunst scheint hier ausdrücklich erwünscht und gewollt zu sein. An Häusern, Mauern, in den Gassen und selbst in Läden und den Cafés findet man sie. Mal schön, mal bunt, mal groß, mal kleinteilig. Gesprayte Geschichten oder einfach der Name des Lokals.

Graffiti vorm Balkon (Bild: Julia St.-Böthig)

Überhaupt sind hier die Kunst und Kultur zu Hause. Die Kunsthalle, das Theater Bremen liegen quasi Tür an Tür. Doch auch kleine Ateliers finden sich entlang der Meile, wie zum Beispiel in einer Seitengasse das Atelier von Phil Porter. Der Fotograf stellt hier nicht nur seine eigenen Werke aus. Auch Bühnenstücke und Fotokurse werden geboten.

Die historischen Bremer Reihenhäuser mit ihren klassischen Stuckelementen, dem Souterrain und den hohen Decken, wie sie im Viertel häufig zu sehen sind, haben eine besondere Entstehungsgeschichte. Von 1850 bis 1920 wurden in anderen Städten, wie Hamburg oder Berlin vor allem große Mietskasernen gebaut, die in Bremen – genauso wie die Hinterhofbebauung – verboten waren. So entstanden hier die typischen Reihenhäuser im Klassizismus, Historismus und des Jugendstils, die damals als Einfamilienhäuser konzipiert waren. Im Viertel Bremen lohnt sich deshalb auch ein Blick in die vielen kleinen Seitengassen und -straßen.

Weitere Infos findest du hier:

So kommst du hin:

Vom Hauptbahnhof sind es etwa 15 Minuten Fußweg durch die Bremer Innenstadt und dem Schnoor bis zum Viertel.
RE4, RB41
Bremen

Julia vom metronom

Julia ist seit mehr als 20 Jahren freiberufliche Journalistin. Sie liebt Ausflüge, gutes Essen und ihre Familie. Mit ihnen unternimmt sie nahezu jedes Wochenende Kurztrips in die Region, über die sie dann gern auch schreibt.

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