Bild: Julia Steinberg-Böthig
Ausflugstipp

Fagus-Werk – zwischen Architektur, Produktion und Museum

Das Gebäude gilt als Ursprungsbau des Bauhauses und ging in die Architekturgeschichte ein. Das Fagus-Werk in Alfeld aus dem Jahr 1911 gilt als Vorreiter der Moderne in Sachen Schuhleistenproduktion und Arbeitnehmerfreundlichkeit. Noch heute werden hier Schuhleisten produziert, es ist aber auch Museum und Veranstaltungsort.

Ursprungsbau der modernen Industriearchitektur

Gründer Carl Benscheidt gilt heute als Pionier. Einerseits, weil er Schuhleisten nach neuesten Erkenntnissen der orthopädischen Forschung herstellen ließ. Andererseits auch, weil er ein funktionales und arbeitnehmerfreundliches Gebäude bauen ließ, in dem Menschen gerne arbeiteten. Dazu beauftragte Benscheidt den damals noch unbekannten Jungarchitekt Walter Gropius. Er sollte der Fabrik ein neues, helles Aussehen geben. Gropius schuf mit schlichter Sachlichkeit lichtdurchflutete Hallen mit freitragenden verglasten Ecken, setzte Ziegelsteine, Glas und Stahl ein und verzichtete – ganz im späteren Bauhaus-Stil – auf alle überflüssigen Ornamente, die in der damaligen Kaiserzeit noch in Mode waren. Benscheidts Bestreben war es, alles möglichst einfach aber exakt und präzise zu bauen und damit schon durch das Äußere der Anlage zu zeigen, dass hier auch in der Produktion der Schuhleisten auf Genauigkeit gesetzt wird.
Das Fagus-Werk gilt heute als Ursprungsbau der modernen Industriearchitektur und ist seit 2011 UNESCO-Welterbe.

Von der Unternehmesgeschichte bis Schuhmode

Neben den Werkstätten für Schuhleisten, Messtechnik, Inspektion und Brandschutz ist das Firmenareal auch Museum. Im Modellkeller stehen 30.000 Original-Modelle. Der Besucher erfährt, dass Leisten quasi im wörtlichen Sinn die „Bodybuilder“ der Schuhe sind. Sie sind die Basis für jeden Schuh und geben ihm seine spätere Passform.

Im ehemaligen Lagerhaus ist heute die Fagus-Gropuis-Ausstellung untergebracht. Auf fünf Etagen erleben die Besucher die Unternehmensgeschichte, die Architektur, Bauhaus-Möbel und Schuhmode der vergangenen 100 Jahre. Letztere beeindruckt durch ihre Vielfalt: Hier stehen Knopfstiefeletten von 1910 in Schaukästen neben modischen Spangenschuhen aus den 30er Jahren, goldfarbene Sandaletten aus den 50ern, Marschstiefel neben Lack-Stilettos von 1960, Slipper aus den 80ern und moderne Laufschuhe von 2010.

Am Ende wird das Thema Wald und Umwelt im 5. Stock thematisiert. Denn alles fing im Fagus-Werk mit dem Werkstoff Holz an. Schließlich leitet sich der Name vom lateinischen „fagus sylvatica“ ab, was „Buche“ oder „Buchenholz“ bedeutet, und das ist der traditionelle Rohstoff für die Herstellung von Schuhleisten.

Das Fagus-Werk ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Mehr zum Unternehmen erfährst du auch bei einer Führung. Die findet immer samstags und sonntags um 13 Uhr statt.

Weitere Infos findest du hier:

So kommst du hin:

Vom Bahnhof sind es zu Fuß rund 10 Minuten zum Fagus-Werk.
RE2
Alfeld

Julia vom metronom

Julia ist seit mehr als 20 Jahren freiberufliche Journalistin. Sie liebt Ausflüge, gutes Essen und ihre Familie. Mit ihnen unternimmt sie nahezu jedes Wochenende Kurztrips in die Region, über die sie dann gern auch schreibt.

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