Wo Katzen zu Hause sind
Wir sitzen in einer gemütlichen Fensternische. Neben uns auf dem Kratzbaum schlummert „Die Chefin“. Die rot-braun getigerte Katze würdigt uns keines Blickes. Ganz anders der puschelige graue Stubentiger: Lässig lässt sich Marsija von der Dame am Tisch nebenan streicheln und damit diese sich nicht zu ihr herunter bücken muss, setzt sich die Katze kurzerhand direkt auf den Tisch gegenüber. Bevor dort das Frühstück serviert wird, wird Marsija freundlich, aber bestimmt vom Tisch komplimentiert und dieser flugs abgewischt und desinfiziert.

Deutschlands erste Katzen-Restaurants
Die Katzentempel sind die ersten Restaurants in Deutschland, in denen Katzen leben. Die Idee brachte der Unternehmer Thomas Leitner aus Asien mit. Er eröffnete 2013 das erste Restaurant in München. Mittlerweile gibt es 12 Standorte. Viele in Süddeutschland, seit Dezember 2022 auch einen in Hannover und in Bremen steht die nächste Eröffnung an. Hamburg kam 2018 dazu, zunächst im Schanzenviertel.
Seit Oktober 2022 gibt es einen neuen Katzentempel in der HafenCity am Überseeboulevard, betrieben von Andrej Huber und Nadezda Minkova. Das Paar war lange auf der Suche nach einem besonderen Restaurantkonzept. Die Philosophie des Katzentempels sprach sie sofort an. „Wir sind beide Veganer, haben selbst eine Katze und uns gefiel die Idee sofort“, so Andrej Huber.

Extra Catwalk über den Köpfen der Gäste
Sieben Katzen und zwei Kater haben im Hamburger Katzentempel ein neues Zuhause gefunden. Alle stammen aus dem Tierschutz und wurden sorgfältig ausgewählt. „Wir haben darauf geachtet, dass die Tiere Menschen mögen, gern Gesellschaft haben und sich generell mit anderen Katzen verstehen“, sagt Nadezda Minkova. Im Katzentempel können sich die Tiere frei bewegen und haben jede Menge Schlaf- und Rückzugsmöglichkeiten, unter anderem in einem eigenen Raum, der für sie per Katzenklappe erreichbar, für Café-Gäste aber tabu ist. Es gibt sogar einen eigenen Catwalk an den Wänden und über den Köpfen der Gäste. „Wer hier keine Lust auf Menschen hat, der hat viele Möglichkeiten, ihnen aus dem Weg zu gehen“, sagt Andrej Huber und meint damit die „Tempeltiger“.
Vegane und nachhaltig erzeugte Speisen
Im Katzentempel gibt es den ganzen Tag über Frühstück, zusätzlich Mittagstisch und eine Abendkarte. Das Angebot ist vollständig vegan, zum Teil aus Bio-Anbau und so ressourcenschonend wie möglich. So ersetzen Erbsen und Cashewkerne zum Beispiel Avocado, beim pflanzlichen Fleischersatz wird auf eine kurze Zutatenliste geachtet und das Brot wird täglich selbst gebacken. Zudem wird für jedes verkaufte Kilo Kaffee ein Dollar an eine gemeinnützige Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) in Kolumbien gespendet.

Mittlerweile hat „Die Chefin“ ausgeschlafen und lässt sich von uns kraulen. Neugierig werden wir von „Cola“ beäugt. Die struppige schwarze Katze ist schüchtern, so ist es zumindest im Katzenportrait im hinteren Teil der Speisekarte zu lesen. In der Tat: Sie bleibt auf Abstand und beobachtet uns interessiert, aber etwas kritisch aus sicherer Entfernung. Ebenso wie Kiki, die zwar mitten im Raum sitzt, aber ebenfalls keine Anstalten macht, die Gäste zu begrüßen.
Meine Familie und ich genießen derweil unser Frühstück: Das Katerfrühstück besteht aus veganem Rührei, gebackenen Bohnen, Dinkelbrot, Himbeer-Aufstrich und buntem Salat. Ich wähle noch das getoastete Bananenbrot mit Erdnussbuttercreme, Schokosoße und gesalzenen Erdnüssen. Unser Fazit: köstlich – auch ohne tierische Komponenten. Aber die vierbeinigen Gastgeber möchten wir auf keinen Fall missen.