Auf dem Rasen zwischen altem Baumbestand gibt es jede Menge Sitzgelegenheiten und wenn nicht, dann holt Peter Hoffmann einfach noch ein paar Stühle aus dem Schuppen. Iris wischt den Tisch ab und schon können Kaffee und selbstgebackener Kuchen serviert werden. Das Blätterdach schützt vor allzu starkem Sonnenschein, die Bienen sind mehr am Wildblumenbeet interessiert, als am leckeren Kirschkuchen. Drüben am Wasserlauf spielen ein paar Kinder, Peter Hoffmann begrüßt ein Ehepaar – offenbar Stammgäste aus dem Ort.

Café und Schönes im Garten
Das Ladencafé „Dorfstraße 9“ in Vögelsen vor den Toren Lüneburgs ist ein Refugium der Ruhe und Gelassenheit. Wer hier herfindet, der möchte abschalten und genießen. Seit 1997 lebt das Paar auf dem ehemaligen alten Bauernhof. Vor elf Jahren eröffnete Iris das Café. Dazu wurde kurzerhand eines der frei gewordenen Kinderzimmer umgebaut. Neben Kaffeespezialitäten und selbstgebackenen Kuchen gibt es in den Regalen Schönes für das eigene Heim: Geschirr, Gartenutensilien, Kissen und Deko.

Peter Hoffmann ist ein umtriebiger Mann – auch wenn er von sich selbst behauptet, dass er „grundsätzlich faul“ sei. Noch immer arbeitet der 69-Jährige als Musik-Produzent. Sein Studio hat er gleich nebenan im umgebauten Kuhstall. Hier sind schon viele bekannte Künstler ein- und ausgegangen: Tokio Hotel, Lina, Annett Louisan. Auch heute erwartet Hoffmann noch zwei junge Künstlerinnen, die vor drei Jahren bei „The Voice Kinds“ teilgenommen haben. „Alicia und Jasmina sind zweieiige Zwillinge, heute 17 Jahre alt, und zwei wirklich vielversprechende Talente“, so Hoffmann.
Ein Biomeiler für Wärme
Nebenbei entwickelte er im vergangenen Jahr eine Kompostheizung auf seinem Resthof. „Ein Freund hatte mir davon vorgeschwärmt, ein Zufall sorgte für die Initialzündung.“ Und so baute er einen Meiler von der Größe eines Gartenpools. Der enthält Holzhackschnitzel. Wärmeträger ist Wasser in einem Schlauch, der sich wie eine Spirale durch die Abfälle zieht, die Mikroben zersetzen. Die entstehende Wärme lässt das Wasser im Schlauch bis zu 70 Grad heiß werden. „Im Winter heize ich damit mein Studio“, sagt Peter Hoffmann lächelnd.
Ein Brot-back-Tag für die Dorfgemeinschaft

Er ist mit Leib und Seele Landmensch. Dorfgemeinschaft und Tradition sind im wichtig, und so kam er auf sein jüngstes Projekt: Gemeinsames Brotbacken. „Es gibt Traditionen, die werden einfach vergessen und sterben aus“, sagt Hoffmann. Er schafft sich einen Häussler Steinbackofen aus Heiligkreuztal in Baden-Württemberg an, experimentiert mit Brotrezepten und weil es ja doch Energieverschwendung ist, den großen Ofen nur für das eigene Brot anzuheizen, ist jetzt jeden zweiten Mittwoch „Back-Tag“ in Vögelsen. „Über die Termine informieren wir per Newsletter. Jeder kann seinen Brotteig dann mitbringen und gegen einen kleinen Obolus für die Heizkosten Brot im Ofen backen.“ Platz sei für zehn Laibe. Der Ofen braucht zweieinhalb Stunden zum Aufheizen, danach wird er ausgestellt und das Brot backt mit der Restwärme rund ein- bis anderthalb Stunden. In der Zwischenzeit passiert das, was Peter Hoffmann so wichtig ist. „Es wird geklönt, sich ausgetauscht, sich kennengelernt“, erzählt er. So entstehen auch wieder neue Ideen, wie der „Back-Tag“, der Ende Juni stattfinden soll. „Dann wird es ein ,Back Open Air’ geben mit Musik von den ,Back Street Boys’ unter dem Motto ,We back dat’“, so Peter Hoffmann, der sich, ob seines Wortspiels, das Lächeln nicht verkneifen kann.
Einfach eine gute Zeit haben
Wenn er nicht zum Back-Tag in Vögelsen aufruft oder junge Künstler in seinem Studio zum Erfolg verhilft, dann plant er auch noch musikalische Veranstaltungen für das Dorfcafé. „Ich kenne ja genug Leute, die Lust auf so kleine, feine Konzerte haben“, so Hoffmann, der konsequent alle duzt, schließlich sind „wir hier doch op’n dörp“. Stimmt, das war ja auch noch: Er hat noch einen Verein zur Förderung der Platt- und Niederdeutschen Sprache gegründet.
Zuviel wird ihm das alles nicht. Ganz im Gegenteil, sagt er. „Ich möchte eine gute Zeit haben und tue deshalb auch nur Dinge, die mich mit Passion erfüllen.“ Ganz bewusst vermeidet er das Wort „Leidenschaft“. „Das schafft Leiden“, und genau das wolle er eben nicht.
Wer das idyllische Café in Vögelsen besuchen möchte, kann das freitags, sonnabends und sonntags tun. Geöffnet ist immer von 14 bis 18 Uhr.