Hier geht es darum, das ganz Große im Kleinen zu erleben und neu zu entdecken: Detailgetreu, realistisch, unterhaltsam, opulent, alltäglich, amüsant und facettenreich.
Das Alltägliche und Besondere zeigen
Da ist der Wagen mitten auf der Straße verreckt und die Frau im Minikleid stützt sich frustriert auf die Motorhaube. „Bei der kann man ja sogar den Schlüppi sehen!“, krakeelt mein Vierjähriger. Ich lächle etwas beschämt in die Runde und schiebe Mick ein Stück weiter. Schon hat er wieder etwas anderes entdeckt: Da vorn im Gebirge findet gerade eine Höhlenrettung statt. Blaulicht blinkt, mehrere Sanitäter seilen sich in ein Loch ab, um Verunglückte zu bergen. Im Querschnitt sieht man die unterirdische Höhle und die Bergretter bei der Arbeit.
Nebenan auf dem Flughafen von „Knuffingen“, einem fiktiven Ort in der Wunderlandwelt, starten die Flieger im Minutentakt. Auf 150 Quadratmetern wird hier die Realität eines internationalen Flughafenbetriebs gezeigt. Der Mini-Flughafen ist die exakte Nachbildung des Hamburg Airports. Faszinierend sind die Detailgenauigkeit und die „Nebenschauplätze“: In einer Ecke hinter den Flugplatzhallen verewigt sich ein Graffiti-Sprayer, die Treppengeländer, Schilder, ja sogar die Papierkörbe sehen exakt so aus wie beim großen Original. Überall ist geschäftiges Treiben zu sehen. Es blinkt und hupt, Fluglärm dröhnt, Menschen rufen und Züge fahren.
Rund sechs Jahre – 150.000 Arbeitsstunden – wurde an dem Abschnitt gebaut. 250 mal heben die 52 Flugzeuge pro Tag ab. 15.000 Figuren bevölkern die Szene und 4.000 Bäume beleben die Gegend.

Tag- und Nacht im Wunderland
Ein Raum weiter befinden wir uns schon in Italien. In dem kleinen Fischerdorf „Fiordo di Furore“ findet gerade die Olivenernte statt: Ein Mann in einem Olivenbaum schüttelt die Zweige und die Früchte kullern in ein Netz auf der Erde. Wenige Meter weiter steht ein Lavendelfeld in voller Blüte. Ich kann förmlich den Duft riechen. Und dann setzt die Dämmerung ein. Die Lichter auf den Straßen und in den Häusern gehen an, der Verkehr auf der Straße und Schiene nimmt ab. Doch die Nacht im Miniatur Wunderland dauert nur 15 Minuten. Dann wird es wieder hell und das geschäftige Treiben nimmt wieder Fahrt auf.

Sohn Mick entdeckt in einem Garten eine fleischfressende Pflanze, die gerade einen Gärtner verschlingen will. Mein Mann ist fasziniert vom Karneval in Rio: Der liegt nur ein Speichergebäude weiter und ist über eine Brücke über den Fleet zu erreichen. Es ist der neuste Abschnitt im Miniatur Wunderland. Auf 46 Quadratmetern sind hier die berühmte Christusstatue, die belebte Copacabana, der Zuckerhut und ein buntes Karnevalstreiben zu erleben. 300 Häuser, 85 Züge, 20 Schiffe, 1.000 Autos, 12.000 Bäume, 2 Kirchen und 20.000 Figuren – 11.000 allein im Karneval – beleben die Großstadt.
Wer hat’s erfunden?
Frederik und Gerrit Braun sind die Erfinder des Miniatur Wunderlandes. Im Juli 2000 besuchte Frederik Braun die Alpenmetropole Zürich. Bei einem Spaziergang durch entlegene Gassen der Zürcher Innenstadt stieß er auf ein Modellbahngeschäft, das bei ihm Kindheitserinnerungen wach rief. So inspiriert reifte in den darauf folgenden Stunden die Idee, einen vergessen geglaubten Kindheitstraum Wirklichkeit werden zu lassen. Er überrumpelte seinen Zwillingsbruder Gerrit noch am selben Tag mit der Aussage: „Wir bauen die größte Modelleisenbahn der Welt.“ Drei Monate später begannen sie mit dem ersten Bauabschnitt und nur weitere acht Monate später eröffneten die Brüder das Wunderland in der Hamburger Speicherstadt mit den ersten drei Welten.

Jede Menge Zahlen
Das Wunderland steht auf einer Fläche von rund 1.500 Quadratmetern. Es gibt derzeit zehn fertige Bauabschnitte. 1.120 Züge mit mehr als 10.450 Waggons rollen auf einer Gleislänge von 16.138 Metern, die von 1.392 Signale und 3.517 Weichen gesteuert werden. Es gibt 4.340 Häuser und Brücken, 10.250 Autos, 137.000 Bäume, 52 Flugzeuge und 289.000 Figuren. 53 Computer und mehr als 300 Mitarbeiter steuern die Wunderwelt.