Günstig übernachten
Es muss ja nicht immer Sterne-Hotel mit Frühstücks-Buffet, Wellness-Oase, Restaurant und Mini-Bar sein. Wenn man auf Geschäftsreise einfach günstig und unkompliziert eine Nacht in einer fremden Stadt verbringen muss, reicht auch einfach mal ein Bett. Als ich geschäftlich übers Wochenende in Göttingen war, habe ich mich auf die Suche nach einer günstigen und einfachen Übernachtungsmöglichkeit gemacht. Das BoxHotel in der Universitätsstadt bietet genau das: zentrale Lage unweit der Innenstadt und des Bahnhofes, ein Bett mit einer von Stiftung Warentest ausgezeichneten Matratze, unkomplizierter Check-In per App mit dem Handy und kostenfreies WLAN. Punkt. Das alles für rund 30 Euro die Nacht. „Super“, dachte ich und buchte mich online ein.
Keine Zimmer, nur eine Box
Das Prinzip des BoxHotels: Es gibt keine Zimmer im klassischen Sinn. Auf nur wenigen Quadratmetern nächtigt der Gast in so genannten Schlafboxen, die mit Bett und Waschbecken ausgestattet sind. Eine Dusche ist in so genannten „Comfort Boxen“ gegen Aufpreis vorhanden. Ansonsten gibt es Gemeinschaftsduschen und WCs für alle auf dem Gang. Eine Klimaanlage sorgt für stetigen Luftaustausch, denn Fenster gibt es nicht. Stattdessen wird auf besondere Aussichten per Leinwand und Licht gesetzt.

Schon mein Ankommen abends um 20 Uhr ist holprig: Ich logge mich per App ein und soll mein Handy zum Öffnen der Tür nun einfach an die Kontaktstelle derselben halten. Das funktioniert leider nicht. Es ist dunkel, es ist kalt und ich bin müde. Zum Glück ist in der Lobby ein Mitarbeiter, der mich rein lässt und mir vorsichtshalber eine Schlüsselkarte ausstellt. Schließlich muss ich mit meinem Handy auch meine Boxtür öffnen. Nicht auszudenken, wenn ich mich nachts auf dem Weg zur Toilette aussperre…

Eine Box mit zwei Etagen
Box 48 ist unsere. Mein Mann Dirk begleitet mich an diesem Wochenende und ich bin froh, mich hier nicht allein zurecht finden zu müssen. Die vielen Gänge und Türen wirken wie ein Irrgarten auf mich. Zum Glück weisen kleine Schilder den Weg zu den rund 70 Boxen, den Toiletten und Duschen. Ich würde mich hier ansonsten glatt verlaufen.
Die beiden Schlafkojen liegen auf zwei Ebenen, unten ein Waschbecken, oben gibt es eine Dusche. Die Box misst etwa drei mal zwei Meter. „Du schläfst oben“, sage ich zu meinem Mann, weil mir die schmale Treppe nicht ganz geheuer ist. Sein Bett ist zwar etwas größer, aber zu zweit können wir darin nicht liegen. Wir stellen unsere kleinen Taschen ab. Es gibt zwei Kleiderhaken, aber keinen Schrank, kein Regal. Also, lassen wir unsere Klamotten in den Taschen und verstauen diese unter meiner Koje.
Absolute Dunkelheit und leichte Klaustrophobie
Alles ist sehr sauber und stylisch. Wir machen es uns zunächst oben im Bett gemütlich, snacken eine Kleinigkeit und schauen uns auf dem Handy noch unsere Lieblingsserie an. Irgendwann gehe ich in meine eigene Koje. Das Bett ist wirklich bequem, vielleicht etwas schmal, aber mehr Platz gibt’s halt auch nicht. Dass die Box keine Fenster hat, ist für mich als Frischluft-Junkie gewöhnungsbedürftig. Ich fühle mich leicht klaustrophobisch, denn nun wo das Licht aus ist, ist es stockdunkel. Ich sehe buchstäblich nicht einmal meine Hand vor Augen. „Mist“, denke ich, als sich eine Stunde später zuverlässig meine Blase meldet. Ich mache die Taschenlampe meines Handys an, um Dirk nicht zu wecken und ziehe mich an. Nur in T-Shirt und Unterhose möchte ich nicht durch die Flure zur Toilette schleichen. Ich öffne die Tür und wende mich nach rechts, dann zwei mal links und dann wieder rechts durch die Tür zu den WCs. Es ist mucksmäuschenstill, nein nicht ganz. Von der Disco nebenan dröhnt leise, aber stetig der Bass durch die Wände. Und dann höre ich irgendwo jemanden husten. Es ist Leben in den Boxen! Gesehen haben wir weitere Übernachtungsgäste aber nicht.

Ich komme nicht zur Ruhe. Unsere Box scheint näher an der Disco zu liegen, denn den Bass höre ich die ganze Nacht hindurch. Es ist 5 Uhr morgens, als endlich Ruhe einkehrt. Ich bin genervt. Völlig übermüdet wache ich zwei Stunden später vom Klingeln des Weckers auf. So sehr ich mich nach einer heißen Dusche sehne – ich verzichte, da es hier keinen Fön gibt und ich nicht mit nassen Haaren bei minus elf Grad draußen rumrennen kann. Dirk probiert die Nasszelle aus und nimmt etwas unfreiwillig eine heiß-kalte Wechseldusche. Ich gehe in der Zwischenzeit Kaffee holen, denn den gibt es for-free in der Lobby aus der Pumpkanne im Pappbecher. Frühstücken wollen wir später irgendwo in der Stadt.
Mein Fazit: gut und praktisch, aber nichts für mich
Wir sammeln unsere Klamotten zusammen und ich checke per Handy-App aus. Das war’s. Fazit: Das BoxHotel ist sehr sauber, die Boxen sind stylisch eingerichtet, minimalistisch aber nutzwertig. Für jemanden, der günstig und zweckmäßig eine Übernachtungsmöglichkeit braucht, ist eine Box eine gute Alternative zum Hostel oder zur Pension. Für mich ist das Prinzip des BoxHotels keine Alternative. Ich brauche etwas mehr Komfort in Form eines Fensters für Licht und Luft, ein WC auf dem Zimmer und Ruhe für einen erholsamen Schlaf – wobei Letzteres in anderen Boxen, wo der Bass nicht ganz hinreicht, ja vielleicht gegeben ist.
Unsere Serie „in fremden Betten“
Für die einen eine schöne Erfahrung, für die anderen ein notwendiges Übel: Wer für mehrere Tage verreist, der übernachtet naturgemäß nicht im eigenen Bett. Egal, ob Hotel, Pension, Tiny House, Baumhaus, Hausboot oder umgebaute Industriehalle – ich habe mich freiwillig in fremde Betten begeben und stelle dir die schönsten, aufregendsten, erholsamsten und seltsamsten Übernachtungsmöglichkeiten vor. Wenn dir das gefällt, lies doch gleich auch unseren Bericht über das wunderschöne Hotel Van der Valk in Hildesheim oder über das destinature Dorf in Hitzacker.