Bei unserer Ankunft fällt zuerst das gigantische Tipi-Zelt auf. „Wollen wir hier drin heute übernachten?“, fragt mein vierjähriger Sohn Mick aufgeregt. Unter dem Zeltdach stehen eine ganze Reihe an Tischen und Bänken. „Nein“, antworte ich schmunzelnd. „Das ist doch viel zu unbequem auf den Bänken. Wir schlafen heute in einem Fass.“ Mick schaut mich skeptisch an und ich kann buchstäblich sehen, wie er versucht sich uns in einem Fass schlafend vorzustellen.
Zwischen Ilmenau und alten Eichen
Der Ort könnte idyllischer nicht sein: Abseits der Straße zwischen Bienenbüttel und Melbeck in der Lüneburger Heide liegt der Campingplatz der Outdoorschmiede. Hier kann ganz klassisch gezeltet oder im Camper übernachtet werden. Doch Betreiber Marco Großheide hat für Outdoor-Fans noch ein ganz anders Angebot in petto: Neben 64 Schlafplätzen in diversen Blockhütten bietet der Diplom-Pädagoge auch Übernachtungen in vier sogenannten Schlaffässern an. Die rund fünf Meter langen und zwei Meter breiten Holzfässer bieten Platz für zwei Erwachsene oder eine Familie mit Kind. Zum Interieur gehören auch ein ausziehbarer Tisch und zwei Sitzbänke.
Auf dem naturbelassenen Zelt- und Campingplatz der Outdoorschmiede gibt es neben den idyllischen Schlafplätzen, auch einen wunderbaren Spielplatz mit Boulderwand, überdachten Sitzmöglichkeiten, einen großen Lagerfeuerplatz, eine Anlegestelle für den Kanubetrieb an der Ilmenau sowie das Restaurant „Bootshaus“.

Spielplatz, Lagerfeuer und Sternenfunkeln
Micks Begeisterung ist kaum zu bändigen, als wir zwischen Eichen und Büschen die Holzfässer sehen. Unseres steht in der ersten Reihe mit Blick auf die Ilmenau, die Wiesen und den Wald am Ufer gegenüber. Vor dem Fass stehen ein Tisch und zwei Bänke. Ja, denke ich, hier kann man es aushalten. Mein Mann, Dirk, scheint die selben Gedanken zu haben, denn er Blick geradezu verzückt rüber zur Ilmenau.
Wir haben Glück mit dem Wetter. Zum Ende August ist es noch mal richtig sommerlich geworden. Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt und verstaut sowie die Betten bezogen haben, sitzen wir bei Kaffee, Kakao und Keksen am Tisch vor unserem Fass und beobachten das Treiben am Kanuanleger. Viele Gäste des Campingplatzes scheinen tatsächlich per Kanu anzureisen, denn sie hieven nicht nur sich auf den Steg, sondern auch jede Menge Gepäck.
Micki hat genug gesehen und will jetzt unbedingt zum Spielplatz. „Versprochen ist versprochen“, sagt er erst und schaut mir tief in die Augen. Für die nächsten Stunden, tobt sich mein Sohn am Klettergerüst und an der Boulderwand aus. Auch hier gibt es viele Sitzgelegenheiten und so können Dirk und ich entspannt ein Glas Wein trinken und dabei Mick im Auge behalten. Im Bootshaus feiert heute eine geschlossene Gesellschaft und ich gratuliere mir selbst zu der Entscheidung, doch noch eine Tasche mit diversen Leckereien für ein kleines Grillpicknick am Abend eingepackt zu haben.

Kleine Auszeit in der Natur
Micki kommt außer Atem und verschwitzt angelaufen. So, er habe fertig gespielt und möchte jetzt ins Bett. Ich schaue auf die Uhr. Kurz nach sechs. „Bisschen früh und zu Abend gegessen haste ja auch noch nicht“, sage ich. Also machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Schlaffass, werfen den Grill an, decken den Tisch draußen und lassen es uns so richtig gut gehen. Wir sind gar nicht weit weg von Zuhause und doch fühlt es sich hier so wunderbar nach Urlaub und Auszeit an. Die Sonne geht unter, der Steg an der Ilmenau liegt nun verlassen da, aus dem Gebüsch nur wenige Meter vor unserem Fass kommt eine Hasenfamilie gehoppelt. Weiter hinten auf dem Gelände hören wir Gelächter und sehen den Schein des Lagerfeuers. Micki hat es sich mit einem Buch im Bett bequem gemacht. Dirk und ich sitzen noch eine ganze Weile draußen. Ich beobachte wie der Nebel auf der anderen Seite der Ilmenau über die Lichtung kriecht und schließlich den Wald verschluckt. Die Grillen zirpen, die Mücken sirren, Sterne funkeln und der Mond schaut zwischen den alten Eichen durch das Blätterdach.
Wir schlafen ganz wunderbar und wachen erst auf, als die Sonne durch das kleine Fenster am Kopfende unseres Schlaffasses scheint. Wir frühstücken unsere mitgebrachten Zimtschnecken und Waffeln, genießen die Ruhe und den Ausblick. Ein paar mutige nehmen ein morgendliches Bad in der Ilmenau.

„Müssen wir schon wieder nach Hause?“, fragt Micki, als wir unsere Sachen zusammen packen. „Ja, aber wir haben noch Zeit für eine Runde auf dem Spielplatz“, tröste ich.
Wir beenden unser Wochenende, wie wir es sich gehört: entspannt, fröhlich und erholt nach einer Nacht im Schlaffass der Outdoorschiede in Melbeck.
Für die Einen eine schöne Erfahrung, für die Anderen ein notwendiges Übel: Wer verreist, übernachtet naturgemäß nicht im eigenen Bett. Egal, ob Hotel, Pension, Tiny House, Baumhaus, Hausboot oder umgebaute Industriehalle – ich habe mich freiwillig in fremde Betten begeben und stelle dir die schönsten, aufregendsten, erholsamsten und seltsamsten Übernachtungsmöglichkeiten vor. Wenn dir das gefällt, lies doch gleich auch unsere Reportagen über das Oldtimerhotel FREIgeist oder das destinature Dorf in Hitzacker.