Bild: Florian Danker
metronom Realtalk

Warum wartet mein Anschlusszug nicht?

Wir alle kennen es: Du sitzt im Zug, der leider einige Minuten zu spät in den Bahnhof einfährt und siehst deinen Anschlusszug nur noch davonsausen. Das ist immer verdammt ärgerlich. Da fragt man sich: „Warum hätte der nicht noch eben auf mich warten können?“

Das hat verschiedene Gründe. 

Die Eisenbahn ist ein komplexes System, in dem eine kleine Zusatzverspätung viele weitere folgende Züge verspäten kann. Jeder Zug ist ein Teil im großen Puzzle der Eisenbahn.

Ein wichtiger Faktor beim Umstieg ist hier die Mindest-Umsteigezeit. Diese Zeit ist für jeden Bahnhof individuell festgelegt und regelt, wie viel Zeit zwischen planmäßiger Ankunft des zubringenden Zuges und planmäßiger Abfahrt des abbringenden Zuges liegen muss. 

Die Dauer ist u. a. abhängig von Bahnsteiglänge, Standort der Bahnsteigzugänge und Anzahl der Treppen. Ein großer Bahnhof hat also längere Mindestzeiten als ein kleiner.

Ein enno fährt in den Hannoveraner Hauptbahnhof ein. Foto: Florian Danker

Ein kurzes Beispiel:

In Hannover Hbf liegt die Mindest-Umsteigezeit mit Bahnsteigwechsel bei acht Minuten. Du willst nun von Gifhorn nach Göttingen fahren und in Hannover umsteigen: Planmäßig kommst du mit dem enno RE30 um 16.11 Uhr am Gleis 14 an und fährst mit dem metronom RE2 um 16:36 von Gleis 4 ab. 

Dein zubringender enno hat eine gedachte Verspätung von 25 Minuten, also kommst du erst um 16.36 Uhr an. Damit der Umstieg vom RE30 auf den RE2 offiziell und realistisch gewährleistet werden kann, müsste der RE2 nach Göttingen acht Minuten, also bis 16:44 Uhr warten.

Mit einer „kurzen“ Wartezeit von, sagen wir drei Minuten, ist es bei einem zu gewährleistenden Anschluss nicht getan, da sichergestellt werden muss, dass z.B. auch ältere Menschen mit ihrem Koffer den Anschluss bekommen können, die vielleicht nicht mehr ganz so schnell zu Fuß sind.

Demnach müsste der abbringende RE2 also mindestens acht Minuten auf euch warten. Das würde heißen, dass …

… die Fahrgäste im bisher pünktlichen RE2 ihren Anschluss an die RB77 in Elze in Richtung Bodenburg oder Hameln nicht mehr bekommen würden, denn hier sind es nur fünf Minuten planmäßige Umsteigezeit. Auch die RB77 müsste hier warten und Verspätung einfahren.

… das Bahnsteiggleis länger belegt ist und somit Folgezügen nicht zur Verfügung steht. Es müsste also einen Bahnsteigwechsel für andere Fahrgäste des folgenden Zuges geben oder, wenn kein weiteres freies Gleis da ist, der einfahrende Zug warten und so auch Verspätung einfahren.

… der RE2 bei verspäteter Ankunft die Verspätung sogar auf den Zug zurück nach Hannover überträgt. Da sich die Verspätungen immer weiter aufbauen und gegenseitig aufschaukeln, da der Zug ja nun völlig „aus dem Plan gefallen“ ist, würde die Verspätung mit der Zeit größer und größer werden und den Gesamtbetrieb negativ beeinflussen.

Eines steht also fest: Wenn dein Anschluss nicht wartet, liegt es nicht daran, dass wir dich nicht mögen oder keine Lust haben, zu warten, sondern daran, dass wir den Betrieb möglichst stabil halten müssen. Da muss unsere Leitstelle in Absprache mit der Netzleitstelle der DB das große Ganze im Auge behalten und zum Wohle aller entscheiden.

Weitere Infos findest du hier:

Florian vom metronom

Flo ist leidenschaftlicher Bahn-Fahrer und metronomer von Herzen. Mit seiner BahnCard 100 ist er eigentlich rund um die Uhr im Zug unterwegs und liebt es über alles, mit der Eisenbahn zu reisen.

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