Von Fassbauer Berthold bis zur Giftmörderin Gesche Gottfried
Die Zeitreise beginnt im Jahr 1646. Der Dreißigjährige Krieg tobt und die Stadt Bremen will seine Unabhängigkeit vom künftigen Herzogtum Bremen sichern. Gold, versteckt in zehn Fässern mit stinkendem Fisch, soll helfen, den Friedensvertrag für die Reichsunmittelbarkeit anzuerkennen. Fassbauer Berthold berichtet, wie sie die Fässer präparierten, um diese vorbei an den verhassten Schweden zu schmuggeln.
Ein paar Schritte weiter und zehn Jahre später, wartet Nachtwächter Anton Katz auf die Gäste. Es ist der frühe Morgen des 4. Februar 1656. Ein Blitzeinschlag in den Nordturm verursacht ein verheerendes Feuer. Nachtwächter Katz berichtet von herabfallenden Feuertrümmern, Menschen, die mit Wassereimern versuchen, der Feuersbrunst Herr zu werden. Währenddessen steht der Mann am Fenster, draußen ist alles in orangefarbenes Licht getaucht. Der Schein des Feuers spiegelt sich in seinen Brillengläsern wider. Er hat nicht viel Zeit, denn er muss verhindern, dass das Feuer auf sein Haus übergreift. Schnell scheucht er die Gäste ein paar Jahre weiter.
Bei der Reise durch die Zeit treffen die Gäste unter anderem noch auf eine Witwe, deren Mann nie von der Heuer auf See wiedergekommen ist, auf „Geschäftsmann“ Heini Holtenbeen und auf Gesche Gottfried, die später als Giftmörderin in die Geschichte einging.

Immer eine andere Geschichte
Seit 2006 können Besucherinnen und Besucher an sechs Tagen in der Woche bis zu sieben Mal Vorstellungen im Bremer Geschichtenhaus im Herzen des Schnoorviertels erleben. Initiatorin und Betriebsleiterin Sara Fruchtmann beschäftigt hier ausschließlich Menschen, die einen Weg aus der Arbeitslosigkeit suchen. Die Rollen der Amateurschauspieler werden diesen buchstäblich auf den Leib geschrieben. „Unsere Protagonisten sollen sich in ihren Rollen wohl fühlen und sich mit ihnen identifizieren können“, schildert die ausgebildete Regisseurin. „Die Szene ist zwar die selbe, aber die Perspektive kann wechseln. So wird die Erzählung vom Dreißigjährigen Krieg nicht nur aus Sicht des Fassbauers Berthold, sondern auch von einem Stadtsoldaten oder Bertholds Frau erzählt, je nachdem, welcher Darsteller gerade da ist.“ Das bringt viel Abwechslung, denn so gibt es mitunter stündlich andere Vorstellungen. „Es passiert eigentlich an keinem Tag in der Woche, dass wir einen Durchlauf zwei mal gleich spielen“, so Sara Fruchtmann. Das mache es auch spannend für die Gäste. „Die können an allen sechs Spieltagen immer andere Szenen erleben.“